Scheitert Google+ an fehlender Marken-Identifikation?

Scheitert Google+ an fehlender Marken-Identifikation?

Google+ wird scheitern, schreibt Hubertus von Lobenstein auf seinem Blog. Als logischen Grund dafür führt er die fehlende Marken-Identifikation der führenden Google-Mitarbeiter an, von denen nur zwei der 18 Vorständler die eigene Plattform aktiv nutzen. Doch wie soll man an den Erfolg einer Plattform glauben, wenn selbst Larry Page & Co. sie nicht nutzen? Eine berechtigte Frage – und eine mögliche Antwort.

Google+ von den eigenen Chefs ungeliebt?

Während Facebook-CEO Mark Zuckerberg Fleißpunkte bei der Nutzung seiner eigenen Plattform sammelt, wurden Larry Page, Sergey Brin und Eric Schmidt nun von Hubertus von Lobenstein ist seinem Blogpost „Marken-Identifikation ist Chefsache“ als Nichtnutzer entlarvt. Vom Start am 28 Juni bis zum 3. Oktober kamen die drei Googler an der Unternehmensspitze zusammen lediglich auf 22 Posts. Eric Schmidt hat dabei noch nicht einmal ein eigenes Profil.

Das Google-Management nutzt Google+ selbst kaum - ein Zeichen für fehlende Marken-Identifikation? (Bild: theunderstatement)

Für Hubertus von Lobenstein ist das ein Grund den Erfolg von Google+ in Frage zu stellen:

Übrig bleibt der sehr öffentliche Eindruck, das gesamte Management von Google identifiziert sich nicht mit seinem so hochgejazzten Baby.  Und wo keine Identifikation, da keine Leidenschaft! Und wo keine Leidenschaft, da keine guten Ideen, mir zu beweisen, warum ich meine Social Media- Zeit mit Google+ verbringen soll, statt mit Facebook.

Google ist ein Mitarbeiter-Unternehmen

Die als Positivbeispiele herangezogenen Unternehmen Adidas, Mercedes, Warsteiner und Boss sind von ihren Chefs sicher vorbildlich geführt, daher sorgen sie auch selbst für eine immer präsente Identifikation mit ihrer Marke. Soweit denke ich geht alles in Ordnung. Dennoch hinkt der Vergleich mit Google in meinen Augen gewaltig, denn Google wird ganz anders geführt, als die vier deutschen Traditionsunternehmen.

Bei Google haben die einzelnen Entwickler sehr viel mehr Verantwortung und genießen dafür auch sehr viel mehr Freiraum. Das hat sich für Google in der Vergangenheit schon oft ausgezahlt, entstanden doch einige sehr interessante Produkte als „20-Prozent-Projekt“. Diese Google-Philosophie erlaubt den Mitarbeitern einen Tag in der Woche für Projekte aufzuwenden, für die sie sich besonders interessieren. Das kann muss aber nicht mit Google zu tun haben. So ist beispielsweise auch Google News entstanden.

Ein weiteres Beispiel für die flachen Hierarchien und die Mitverantwortung aller Entwickler zeigt sich direkt bei Google+. Wann immer ein neues Feature vorgestellt werden muss, geschieht dies durch einen der daran beteiligten Entwickler. Das gibt dem Team hinter Google+ buchstäblich ein Gesicht, denn Teil der Vorstellungen ist jeweils ein Video, in dem der Entwickler zu sehen ist.

Hat es so was auch schon bei Adidas, Mercedes, Warsteiner oder Boss gegeben? Ich weiß es nicht mit Sicherheit, aber ich kann mich nicht daran erinnern.

Mir persönlich ist es doch ziemlich egal, ob nun Adidas-Chef Herbert Hainer privat Nike-Schuhe trägt oder Mercedes-Chef Dieter Zetsche einen BMW fährt. Für mich wäre es viel wichtiger zu erfahren, was denn die Mitarbeiter, die direkt an der Entwicklung neuer Produkte beteiligt sind, von ihren Produkten halten. Laufen die Adidas-Entwickler nach Feierabend lieber mit ihren Nike-Schuhen durch den Park? Und fährt ein Mercedes-Ingenieur privat lieber einen Porsche?

Marken-Identifikation auf der Chefebene ist für mich ehrlich gesagt nicht wichtig. Was die normalen Mitarbeiter von „ihrer“ Marke halten, finde ich maßgeblicher.

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Über den Autor

Falk Hedemann editor

3 Kommentare bisher

Hubertus von LobensteinEingestellt am4:23 pm - Okt 10, 2011

Lieber Wissenssucher,

erst einmal vielen Dank für die kritische Beschäftigung mit meinem Blogbeitrag zu Google. Und natürlich haben Sie recht in Ihrer Beschreibung der Identifikation der einzelnen Google-Entwickler mit ihren Produkten. Das wird ja auch auf vielen Youtube-Videos deutlich, auf denen die ihre Neuerungen persönlich vorstellen. Nur: Wenn ein Produkt mit soviel Donnerhall in den Markt getragen wird wie Google+ und das Management keinen Zweifel an der Wichtigkeit und strategischen Bedeutung für die Zukunft der Muttermarke lässt, dann finde ich eben schon, das das Top-Management Präsenz zeigen sollte als Zeichen der Identifikation. Zumal es sich hier ja um eine Community-Plattform handelt, die sozusagen nur dann funktioniert, wenn möglichst viele den darauf stattfindenden Austausch als wertvoll betrachten.
Und auch von den Hainers und Zetsches erwarte ich, daß sie öffentlich als oberste Markenrepräsentanten und -fans auftreten. Genau da schlägt eben die Netzwelt zu, in der das (Halb-)Private, sprich die Kommunikationsunwilligkeit der Google-Chefs, öffentlich verfolgbar ist. Und mir nicht egal ist. Wohingegen ich im Zweifelsfalle nicht sehe, was Herbert Hainer privat beim Joggen trägt. Und es mich daher auch nicht negativ berühren kann.
Grundsätzlich bleibe ich bei dem Statement, daß gerade die Identifikation der obersten Markenrepräsentanten mit ihren Marken mir ein zusätzlich gutes Gefühl für die Marke vermittelt.

Schönen Abend

Hubertus von Lobenstein

jatiEingestellt am5:38 pm - Okt 10, 2011

Das ganze Argument von Herrn von Lobenstein würde ja nur greifen, wenn die fraglichen Chefs von Google stattdessen auf einer anderen Plattform dieser Art aktiv wären. Ist das der Fall?

Wenn nein: Wer hat denn je behauptet, dass Google+ ein Social Network für Vorstandsvorsitzende von Weltkonzernen ist? Diese Positionierung ist mir bislang jedenfalls noch nicht aufgefallen 😉

Abgesehen davon: Wir schauen dann in drei, fünf, zehn Jahren mal, wo Google+ steht – falls es dann nicht schon längst mit all den anderen Google-Diensten in einem Mega-Google-Konglomerat aufgegangen ist. Wovon ich persönlich ausgehe.

Seaberg Online-PREingestellt am3:06 pm - Nov 2, 2011

Google wird deshalb scheitern, weil – ausgerechnet – dieses Unternehmen von den Anforderungen von Websites keine Ahnung hat. Man suche einmal bei Google Adwords grundlegende Informationen. Man versuche einmal bei Google+ die einfachsten Dinge zu erfahren. Gleichzeitig ist man nicht lernfähig, da das Unternehmen trotz vieler Kritiken nicht geneigt ist, den Usern entgegen zu kommen.

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