Eigentlich mag ich Facebook durch den neuen Newsfeed wieder deutlich mehr als noch vor wenigen Monaten. Doch eine echte Liebe will sich einfach nicht einstellen – dafür gibt es zu viele Baustellen, die die Nutzung immer wieder erschweren. Dabei sitze ich mit dem aktiviertem Newsfeed ja sogar in der ersten Klasse, während viele Nutzer immer noch ganz ohne neuem Newsfeed, der Graph Search und jetzt auch den Hashtags in der 2. Klasse unterwegs sind.
Bei Facebook sind neue Funktionen auch nach Monaten noch neu…
…weil sie dann immer noch nicht alle erhalten haben. So groß mein Verständnis für die schrittweise Einführung, die immer als Rollout bezeichnet wird, auch ist, so langsam ist Facebook auf dem Weg in eine digitale 2-Klassen-Gesellschaft. Nun bin ich kein Rollout-Techniker und habe da absolut keinen Schimmer von den technischen Hürden, aber ich bin Nutzer und möchte neue Funktionen auch nutzen können. Auch wenn Facebook weltweit mittlerweile etwa 1,1 Milliarden Nutzer hat: Ein Rollout einer wichtigen Funktion sollte nicht über drei Monate dauern.
Wir erinnern uns: Am 7. März stellte Facebook den neuen aufgeräumten Newsfeed vor. Wie Jan Tißler drüben bei t3n damals schrieb, sollte das Redesign endlich für Ordnung sorgen und für eine einheitliche Darstellung über diverse Plattformen hinweg sorgen. Einige Nutzer hatten ihn dann sofort und der Rest sollte ihn wie gewohnt per Rollout bekommen. Seit dem sind mehr als drei Monate vergangen und noch immer haben nicht alle Nutzer den „neuen“ Newsfeed.
Besonders unglücklich ist das deshalb, weil nun mit den neuen Hashtags eine weitere Funktion per Rollout ausgeliefert wird, auf die viele Nutzer schon seit Jahren warten. Wenn ich da meiner Timeline Glauben schenke, hängt nun der Rollout der Hashtags mit dem Rollout des Newsfeeds zusammen. Das bedeutet konkret: Wer den Newsfeed noch nicht hat, hat auch die Hashtags noch nicht.
Wer andere Hinweise hat – gerne per Kommentar hinterlassen!
[Update]: Inzwischen mehren sich die Stimmen von Nutzern, die den neuen Newsfeed noch nicht haben, aber bei denen die Hashtags schon aktiv geschaltet sind. Demnach scheint diese Vermutung nicht zu stimmen. Allerdings sind diese Fälle nach meiner subjektiven Beobachtung noch in der Minderheit, so dass es zumindest einen relativen Zusammenhang geben könnte. [Update]
Noch dramatischer sieht es mit dem Rollout der Graph Search aus. Die startete Mitte Januar als Beta-Version, doch trotz meiner Bewerbung als Beta-Tester habe ich sie bis heute nicht bekommen.
Mobile First? Nicht bei Facebook…
Erst vor wenigen Wochen verkündete Facebook-CEO Mark Zuckerberg, man habe im Mobilbereich große Fortschritte gemacht. Nach dem das mobile Geschäft lange Zeit die Schwachstelle von Facebook war, sorgten mobile Geräte nun schon für 30 Prozent aller Werbeeinnahmen. Tendenz: Stark steigend.
Man sollte also annehmen, dass Facebook auch die Entwicklung der mobilen Infrastruktur, allen voran die Apps, entsprechend hoch priorisiert. Doch davon ist momentan noch nichts zu spüren. Die Apps stellen die Nutzer zum Teil vor harte Geduldsproben und saugen unter iOS den Akku leer.
Gerade der Stromverbrauch ist ein sehr sensibles Thema für Smartphone-Heavy-User, die eigentlich nie genug Strom haben. Weiß man also, dass man länger keine Steckdose zu Gesicht bekommen wird, überlegt sich manch Powernutzer vielleicht von vorneherein die Nutzung der Facebook-App.
Auch sollte man doch meinen, dass neue Funktionen für den Desktop parallel auch für die mobile Nutzung implementiert werden, wenn sie mobil sinnvoll nutzbar sind. Bei den Hashtags ist das definitiv so, doch weder die Apps noch die mobile Browserversion von Facebook kann mit ihnen was anfangen. Lediglich eingeben kann man auf seinen mobilen Geräten Hashtags, doch von den dahinter verborgenen Funktionen kann man mobil derzeit nicht profitieren.
Daran dass Dinge wie Apps immer noch nicht mobil nutzbar sind, hat man sich ja schon gewöhnt. Dennoch stellt sich langsam die Frage, wo die Prioritäten von Facebook liegen. Auf die lustigen Sticker würde ich beispielsweise liebend gerne verzichten, wenn die App dafür etwas schneller und auf der Höhe der Desktop-Version wäre. Wenn die mobile Nutzung auch für die Monetarisierung immer wichtiger wird – sollte da nicht auch die Weiterentwicklung der mobilen Angebote wichtiger werden?
Bildnachweis für das Beitragsbild: marcopako / flickr.com, Lizenz: CC-BY-SA
9 Antworten zu “Facebook auf dem Weg zur digitalen 2-Klassen-Gesellschaft”
Habe Hashtags aber keinen Newsfeed.
Danke Sebastian. Da sich auch andere Nutzer schon ähnlich gemeldet haben, habe ich mal ein Update eingefügt 😉
Habe mich auch vor Wochen zur Testphase angemeldet, aber nichts passierte. Mein Freund, der Facebook nur gelegentlich privat nutzt (und nicht wie ich beruflich als Social Media Beauftragte), hat das neue Layout schon seit Monaten, obwohl er es gar nicht wollte. Rollout definitiv viel zu lange!!!
Danke für deinen Beitrag. Du sprichst mir aus der Seele. Ich gehöre zu denen, die bisher weder Graph Search noch den neuen Newsfeed haben.
Ich sehe das auch aus beruflicher Sicht bedenklich. Ich bin zwar nicht selbstständig sondern immer noch auf Jobsuche, aber man stelle sich die Situation vor, man möchte ein Unternehmen in Sachen Social Media beraten. Die verantwortliche Person des Kunden hat bereits den neuen Newsfeed, man selbst aber noch nicht. Wie soll man ihm die Funktionen gut und sicher erklären, wenn man sie nicht kennt?
Warum schafft es Google+, neue Funktionen sofort für alle Benutzer freizuschalten? Dies allein mit geringeren User-Zahlen zu begründen, kann aus meiner Sicht nicht zutreffen.
Ich warte also weiterhin und hoffe…
[…] bedeutet, die Nutzbarkeit von Hashtags wird – wie andere Neuerungen bei Facebook auch – nur nach und nach eingeführt. Die einen Nutzer haben also sofort etwas davon, andere erst später. So weit, so […]
Facebook schafft es ja noch nicht einmal, die Early-Adopter ins Boot zu holen. Ich warte ebenfalls seit Monaten, habe weder GraphSearch noch den Newsfeed. Im krassen Gegensatz dazu Google+: „Wir haben Google+ komplett neu gemacht. Und achja, das bekommt ihr alle heute Abend“.
Mit Google kam die riesengroße News-Welle und jeder User konnte sich das ansehen und hing fest. Bei Facebook redet heute niemand mehr über die neuen Features, ganz einfach, weil sie nicht gekommen sind. Und wenn sie kommen, redet auch niemand mehr drüber. Am Ende interessiere ich mich für Facebook immer weniger. Und das sollte eigentlich nicht in ihrem Interesse sein, User zu verlieren.
Das ist alles ärgerlich, liegt aber auch daran, wie Facebook in seinem System mit neuen Features und Updates umgeht. Die sind da sehr vorsichtig und schieben Updates immer nur stückweise raus. Siehe hier (Video) https://www.facebook.com/video/video.php?v=10100259101684977 und http://arstechnica.com/business/2012/04/exclusive-a-behind-the-scenes-look-at-facebook-release-engineering/
Habe mich gleich am ersten Tag der beiden Vorstellungen von Graph Search und Newsfeed als Beta-Tester beworben. Was ist mein Problem? Fast alle meine Freunde haben den neuen Newsfeed bereits, ohne sich zu bewerben und ohne überhaupt zu wissen, dass es einen neuen Newsfeed geben soll. Warum habe ich ihn noch nicht? Oder besser: Wie wählt Facebook aus, wer die neuen Features bekommt oder nicht? Ist es am Ende vielleicht der, der am meisten im Netzwerk preis gibt? Nun, ich hoffe, das ist nur eine Vermutung.
Nico Rausch
[…] interessanten Beitrag dazu hat vor kurzem auch Falk Hedemann auf seinem Blog verfasst. Er schreibt: „Bei Facebook sind […]