Google, Facebook und Apple sind alle böse. Sie verfolgen uns im Internet auf Schritt und Tritt und legen detaillierte Nutzerprofile an. Daher hat sich beispielsweise Google auch auf eine Klarnamenspflicht festgelegt. Es geht darum einen gläsernen Internetbürger zu schaffen, den man dann mit Werbung bombardieren kann. Und damit die eine möglichst hohe Conversion Rate erzielt, brauchen die Datenkraken jede Menge Daten von uns, die möglichst genaue Rückschlüsse auf unsere Gewohnheiten, Vorlieben und Interessen zulassen. Das ist böse! Viel böse! Nicht!
Ein Plädoyer für Werbung im Internet
Wer Daten von Nutzern erhebt, ist böse. Wer unser aller Internet mit Werbung verschandelt ist auch böse! Klar, bei diesen Thesen fallen die Proteste verhalten aus. Zu Recht werden jetzt viele sagen, denn niemand mag es, wenn jemand Daten über einen sammelt und Werbung mag eh keiner! Ich sehe das anders und erwarte jetzt eure erbosten Proteste – möge der Shitstorm beginnen!
Ihr braucht mehr Futter? Ihr wollt sogar wissen, worum es mir geht? Sehr gut! da habe ich ja schon mal euren kleinen Finger in der Hand…
Datensammelei und Werbung gehören in der Tat nicht zu den Lieblingsthemen der Internetgemeinde. Zu der zähle ich mich zwar auch, aber ich verteufele die Sammlung von Daten ebenso wenig wie die Werbung! Ich sage sogar: Beides zusammen kann nützlich für mich sein und mir einen echten Mehrwert bringen.

Wer mit offenen Augen durch die Echtwelt geht, sieht überall Werbung. Warum sollte das im Internet anders sein?
Beispiel Google+
Nehmen wir mal Google+ als prominentes Beispiel. Im Zuge der Diskussion um die Klarnamen und Googles unerhörte Dreistigkeit sie zur Pflicht machen zu wollen, wird immer wieder das Argument angebracht, das Ziel von Google sei es, detaillierte Nutzerprofile anzulegen, die sich eben besser an den Werbekunden bringen lassen, wenn es um reale Personen geht. Das abstreiten zu wollen, hat wohl kaum einen Sinn, also habe ich zwei Möglichkeiten:
- ich arrangiere mich damit
- ich mag damit nicht leben und kehre Google+ den Rücken
Natürlich gibt es auch noch die dritte Möglichkeit, für die sich die meisten Nutzer entschieden haben, die für mich aber nicht in Frage kommt: Meckern! Klar kann man die Namensregularien von Google anprangern, aber bitte nicht mit dem Daten-Sammel-Argument! Erstens zwingt Google niemanden dazu bei Google+ dabei zu sein – passive Zwänge zählen da nicht! Und zweitens muss man es nochmals deutlich sagen: Das Internet ist nicht kostenlos! Jeder, der das Internet mit einem kostenlosen Dienst bereichert, muss seine Kosten auf irgendeine Art und Weise gegenfinanzieren. Oft ist das einfach die Ware Daten. Ich finde das nicht schlimm, weil ich eine Vorstellung davon habe, wie die Alternative aussehen könnte: Ein Internet als Mehrklassengesellschaft, in dem sich große Gruppen den Zugang zu den meisten Plattformen nicht leisten können, weil sie als Paid Content einfach zu teuer wären.
Was es wohl für einen Aufschrei im Internet geben würde, wenn Google erklärt: Google+ wird zum 1.1.2012 mit der Öffnung für alle ein kostenpflichtiger Dienst. Ein Jahr Premium-Mitgliedschaft ohne Datensammelei und Tracking kostet dann 120 Euro. Undenkbar oder?
Wer also Werbung verteufelt, muss im Umkehrschluß Bezahlinhalte lieben. Die Realität dürfte anders aussehen.
Im Übrigen hat Google gerade dafür gesorgt, dass es eine herrlich reduzierte, funktionierende und schnelle Suche im Web gibt. Fragt mal die Internet-Veteranen nach der Vor-Google-Zeit…
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