Wie oft wurden die Blogs in der Vergangenheit eigentlich schon totgeschrieben? Ich weiß es nicht, aber die Diskussion ist nicht wirklich neu – neu sind jeweils nur die Gründe für das angebliche Sterben der Blogs. Mal war es Microblogging bzw. Twitter, das den Blogs das Licht ausknipsen sollte, aktuell steht Google+ als Blogkiller da. Aber die Wahrheit war und ist: Blogs sind keinesfalls tot, sie befinden sich im steten Wandel!
Wandel statt Krise: Blogs müssen sich weiterentwickeln
Stillstand ist Rückschritt – wer sich nicht weiterentwickelt, ist nicht konkurrenzfähig und stirbt aus. So oder in ähnlicher Form kennt wohl jeder diese Parole, die auf den deutschen Manager Rudolf von Bennigsen-Foerder zurückgehen soll. Seit dem hat sich das Plädoyer für den Fortschritt von der Wirtschaft auf viele weitere Gesellschaftsbereiche ausgeweitet und sie trifft heute mehr denn je auch auf die Blogs zu. Das Social Web mit Facebook, Twitter und jetzt auch noch Google+ hat ohne Frage seinen Einfluss auf Blogs und Blogger.
Matthias Schwenk sieht die Blogs in die Defensive gedrängt, da die fortschreitende Digitalisierung die Vernetzung der Blogs untereinander erschwere und die Social Networks neue attraktive Kommentarräume zur Verfügung stellen. Bei t3n habe ich mich mit einer These von Robert Scoble beschäftigt. Er glaubt die Social Networks würden die Blogkommentare aussterben lassen. Nico Lumma sah das in seiner Replik anders und wünscht sich viel mehr ein ultimatives Kommentarsystem, mit dem sich die Kommentare der verschiedenen Plattformen zu einem Strang vereinen lassen. Auch Johannes Lenz von Grey und Carsten Knobloch alias @Caschy sehen nicht die Blogs in der Krise, sondern die Blogger.
Das ist mir wiederum zu einfach. Veränderte Rahmenbedingungen beschwören noch keine Krise herauf – zumindest dann nicht, wenn man als Blogger auf die veränderte Umgebung eingeht, sie nicht gegen sich sieht, sondern von ihr profitieren will. Oder ganz einfach gesagt: Wer sich nicht weiterentwickelt, bleibt zurück.
Blogs haben das Web für immer verändert
Vor dem dem Social Web wie wir es heute mit Plattformen wie Facebook, Twitter und neuerdings auch Google+ kennen, waren die Blogs eine der wichtigsten sozialen Konstrukte im ansonsten wenig persönlichen Internet. Die Blogger der ersten und zweiten Stunde vernetzten sich untereinander und bloggten – nicht weil sie es mussten oder konnten, sondern weil sie es wollten. Sie brachten ihre Meinung zum Ausdruck und veränderten dadurch das Web für immer.
Heute, so habe ich den Eindruck, geht es vielen Bloggern nicht mehr darum ihre Meinung kundzutun, sondern mehr darum mit dem Blog Geld zu verdienen. Das ist an sich ja auch gar nicht zu beanstanden. Manchen Blogposts sieht man die Arbeit, die der Blogger damit hatte förmlich an und man wünscht sich als Leser instinktiv, dass die Arbeit auch in irgendeiner Form gewürdigt wird und sich bezahlt macht. Doch es gibt eben auch immer wieder Blogger, die alles das schreiben, was sie woanders auch schon gelesen haben. Auch das ist kein Problem, sondern sogar wünschenswert – wenn sie das Thema selbst einordnen, etwas hinzufügen was noch nicht geschrieben wurde und ihre eigene Meinung abgeben. Nur wird das meiner subjektiven Beobachtung nach immer seltener.
Das Social Web ist nicht der Feind, sondern der größte Freund der Blogs!
Mit Facebook, Twitter und jetzt Google+ haben sich die Rahmenbedingungen für die Blogs verändert. Wer sich zuvor in den vielen Blogs umgesehen hat um die wichtigsten Neuigkeiten zu einem bestimmten Thema zu finden, verbindet sich in den Social Networks einfach mit den richtigen Personen und erfährt hier alles was wichtig ist – vorgefiltert, gebündelt, personalisiert. Das ist schon eine neue Qualität, die Blogger in die Defensive drängen kann, wie es Matthias Schwenk geschrieben hat. Allerdings ist das in meinen Augen keinesfalls automatisch so. Im Gegenteil: Wer die neuen Rahmenbedingungen für sich zu nutzen weiß, der kann gehörig von ihnen profitieren.
War es früher sehr schwer ein neues Blog bekannt zu machen und sich eine Stammleserschaft aufzubauen, so kann das Social Web heute eine Raketenstartrampe für Blogs sein. Ich habe es selbst mit diesem Blog erlebt. Bislang bin ich mit der Resonanz aller Beiträge mehr als nur zufrieden, obwohl das Blog noch keine zwei Monate alt ist. Früher wäre das undenkbar gewesen! Geholfen hat mir dabei meine mittlerweile recht gute Vernetzung online, aber zunehmend auch offline. Wer in anderen Blogs, bei Twitter, Facebook und Google+ regelmäßig mit einem gewissen Mehrwert kommentiert, also seine Meinung abgibt, anderen hilft oder auch Hilfe nachfragt und sich auf BarCamps oder anderen Offline-Veranstaltungen sehen lässt, der bekommt im Laufe der Zeit ein echtes Gesicht im Social Web. Wird dieses Gesicht dann mit einem Blog und dort mit passenden und interessanten Themen verknüpft, so schließt sich der Kreis. Man bekommt quasi eine eigene Community.
Also mein Tipp an euch Blogger da draußen lautet: Geht raus und vernetzt euch! Kommentiert bei Themen, die euch interessieren und die bei euch im Blog ebenfalls behandelt werden. Vergesst das Verlinken nicht! Nutzt jede sich euch bietende Gelegenheit andere Blogger (Leser) im echten Leben zu treffen. Ein persönliches Gespräch ist der beste Türöffner und verbindet auf eine andere Art und Weise als ein virtueller Kontakt.
Mich könnt ihr übrigens am 8. November auf dem ConventionCamp in Hannover treffen. Ich freue mich schon auf bekannte und noch unbekannte Gesichter 😉
Bildnachweis: rcade bei Flickr. Lizenz CC-BY.
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