Wow, was für ein Jahr! Ich versuche ja mit Superlativen und übermäßiger Begeisterung genauso sparsam umzugehen, wie mit negativen Äußerungen, aber das Jahr 2013 hat sich bei mir den Titel „Wilde 13“ redlich verdient. Es fing schon mit einem Knalleffekt an, dessen Auswirkungen ich heute noch deutlich spüren kann.
Es gibt Jahre, an deren Ende man sich fragt, wo eigentlich die Zeit geblieben ist. Haben wir wirklich schon wieder Winter? War nicht gerade noch Frühling? Zur Wahrnehmung der Zeit gibt es übrigens einige schöne Erklärungsmodelle. Mein wildes 2013 hätte auch locker in zwei Jahre gepasst, so ereignisreich war es. Eigentlich begann alles mit einer sehr schweren Entscheidung. Seit einiger Zeit geisterte bereits der Wunsch nach Veränderung in meinem Kopf herum und Anfang 2013 wollte er sich nicht mehr verdrängen lassen. Wer eine Stelle als Ressortleiter und Stellvertretender Redaktionsleiter bei einem renommiertem Magazin wie t3n aufgibt, hat meist eine neue Stelle bei einem noch renommierterem Magazin angeboten bekommen. Ich gab genau diese Stelle auf, hatte aber lediglich eine Idee, aber keine vergleichbare Stelle. Nach meiner Kündigung im Januar dauerte es noch bis zum 15. Februar, bis ich meinen Neustart bekanntgeben konnte. Bis dahin kribbelte es ganz schön, denn wie es nach dem April weitergehen würde, wusste ich noch nicht — Ideen sind ja keine Tatsachen und lassen sich nur schwerlich gegen Brötchen tauschen. Das kann man ruhig mal anprangern, finde ich!
Der Tag der Ankündigung wurde dann zu einem echten Mutmacher, denn meine Idee kam gut an und ich bekam reichlich Zuspruch. Aus dem Kribbeln wurde eine Aufbruchstimmung. Bis dahin hatte ich lediglich eine lockere Vereinbarung mit dem WWF Deutschland getroffen, dass ich dem Team dort als externer Impulsgeber für Social Media und Distribution beratend zur Seite stehe. Und genau das war auch meine Idee: Statt nur über Social Media zu schreiben, wollte ich mein Wissen auch praktisch in Projekte einbringen. Natürlich wollte ich auch weiterhin als Journalist arbeiten, aber eben nicht mehr nur. Ich freute mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Melanie und Astrid, doch davon leben würde ich nicht können, das war klar. Musste ich zum Glück aber auch nicht.
An dieser Stelle verweise ich euch mal auf meinen Zwischenstand aus dem Juli. Die Kurzfassung: Der Plan ist aufgegangen, ich habe Projekte in beiden Bereichen und kann mir weiterhin Brötchen kaufen. Für mich war die Erfahrung Jobsuche 2.0 enorm inspirierend und ich bereue den doch recht harten und für viele Menschen aus meinem Netzwerk auch überraschenden Schritt absolut nicht. Ich wollte raus aus der Tretmühle einer ambitionierten Online-Redaktion und selber wieder ausgeglichener werden. Das Rennen um die meisten Klicks, das im Online-Journalismus vorherrscht, hatte mich fünf Jahre voll im Griff und hatte zum Schluss deutlich auf mich abgefärbt. Daher war ich sehr glücklich, dass ich Angebote aus dem Printbereich bekommen habe und in der Redaktion von LEAD digital eine neue, journalistische Heimat gefunden habe. Der klare B2B-Fokus im Themenbereich Digitales Business entspricht schon sehr meinen Präferenzen, so dass die Umstellung auch kein großes Problem war.
Natürlich gibt es auch im Printbereich einen gewissen Zeitdruck, denn der nächste Redaktionsschluss ist nie weit weg. Doch so etwas wie „Facebook hat was Neues, wir müssen das sofort bringen“, gibt es eben nur im Online-Business. Aber liegt denn die Zukunft nicht im Online-Journalismus? Und ist Print nicht schon tot? Geht mal in den nächsten Kiosk oder in die Bahnhofsbuchhandlung und ihr seht die Antwort. Ohne Frage haben Online-Publikationen ein großes Potenzial, doch so lange das Problem der Refinanzierung nicht gelöst ist, überwiegen für mich die Nachteile. Und klar haben Printprodukte auch Probleme, doch Nischen-Magazine oder wie es sich netter anhört – Special Interest Magazines – haben auch heute noch gute Marktchancen. Das kann aber jeder gerne auch anders sehen 😉
Mehr Freiraum!
Einer der Gründe für meinen Neustart war auch, dass ich mehr Freiraum haben wollte. Damit meine ich nicht weniger Arbeiten, das hat sich glaube ich kaum verändert, sondern ich wollte einfach freie Ressourcen für Projekte haben, die mir am Herzen liegen und mir Spaß machen. In meiner Vorstellung geisterte da immer das 20-Prozent-Modell von Google im Kopf herum. Also einen Jokertag pro Woche, an dem ich mich mit Dingen beschäftigen kann, die nicht unmittelbar in Zusammenhang mit einer Gewinnerzielung stehen. Gastartikel schreiben zum Beispiel oder meine monatlichen Artikel für das UPLOAD Magazin. Mir geht es darum den Blick zu schärfen und gleichzeitig auch Themen von verschiedenen Seiten zu beleuchten. Als Journalist und Blogger kann man einfach sehr viel dazulernen, wenn man aus unterschiedlichen Positionen heraus schreibt und andere Publikationen nutzt. Mein eigenes Blog hat darunter zweifellos etwas gelitten, was es nicht verdient hat, denn ohne meinen Ankündigungspost zum Neustart hätte ich viele Angebote nicht bekommen. Ich glaube ich hatte vorher noch nie so viel telefoniert, wie zu der Zeit.
Nicht aus allen Angeboten ist etwas geworden und auch einige Versuche sind letztlich gescheitert. Anders machen würde ich im Nachhinein trotzdem nichts. So wie es jetzt gerade ist, passt es einfach sehr gut. Ich habe genügend zu tun und dazu noch Freiraum für das eine oder andere Projekt. Ich habe aber auch den Freiraum spannende Projekte nicht zu machen, wenn ich dafür zum Beispiel für drei Monate nach Bayern gehen müsste. Ich empfinde das als großen Luxus und versuche mir auch immer wieder bewusst zu bleiben, dass das eine privilegierte Situation darstellt.
Ich werde jetzt nicht versprechen hier wieder regelmäßiger zu schreiben, wobei ich 20 Blogposts für 2013 auch nicht so schlecht finde. Es ergibt sich oder nicht, machen oder schweigen. Dass ich in 2013 doch noch eine ganze Menge geschrieben habe, soll die nachfolgende Liste zeigen — ich hoffe, ich habe nichts vergessen. Meine Printartikel verlinke ich mal nicht 😉
Meine UPLOAD-Artikel
- Jobsuche 2.0: Wenn der Netzwerkfaktor zum Einstellungskriterium wird
- Big Data: Wenn nur noch eine denkende Maschine den Überblick behält
- Plädoyer für das Corporate Blog
- Social Media im Weißen Haus: Umfassende Strategie statt Alibi-Accounts
- Blogger Relations: Eine Anleitung für Unternehmen
- 44 Thesen zur Zukunft der Buchbranche
- Wie man eine Facebook-Fanpage erfolgreich macht
LEAD digital (Interview)
Blog der Frankfurter Buchmesse
- Startup Nerdhub: Ein Kalender für die Netz-Szene
- StoryDrive-Konferenz: Auf die Geschichte kommt es an
- „Mein erstes Mal“: Wie ein Techie die Frankfurter Buchmesse erlebt
Daimlerblog
Espresso digital
- Content Curation: Marken mit fremden Inhalten beflügeln
- Social Media Monitoring: Warum kein Unternehmen darauf verzichten kann
allfacebook
PR-Doktor
CeBIT-Blog
- CeBIT 2014: Web & Mobile Solutions als neuer Schwerpunkt
- CeBIT 2014: eCommercePARK wird größer, mehr Aussteller
- Web & Mobile auf der CeBIT 2014: Neuer Bereich für internationale Start-Ups
Und wie geht’s 2014 weiter?
Vermutlich ebenso wild wie 2013 – wir werden es sehen. Auf jeden Fall gibt es schon einige neue Projekte, die in den Startlöchern stecken und das Jahr startet gleich mit einem Besuch der CES in Las Vegas. Was mich dorthin verschlägt, könnt ihr dann hier im Blog und in meinem ersten Gastartikel 2014 lesen… 😉
Mit Spannung erwarte ich auch die Veröffentlichung eines E-Books zu dem ich ein Kapitel beigesteuert habe. So habe ich zumindest ansatzweise meinen Plan, in 2013 ein Buch zu schreiben, doch noch umsetzen können.
Jetzt wünsche ich euch allen schon mal ruhige und entschleunigte Feiertage und einen guten Start ins nächste Jahr. Das wird sicher wieder aufregend genug, also lasst zum Jahresende einfach mal das vergangene Jahr auf euch wirken und schreibt auf, was euch gefallen hat und was nicht. Daraus resultiert im Idealfall schon ein guter Plan für 2014…
Und immer dran denken: Kleine Dinge entwickeln sich schnell zu… ach seht selbst:
4 Antworten zu “Die Wilde 13 – ein persönlicher Jahresrückblick”
Lieber Falk,
dies ist ein schöner runder Rückblick geworden. Die Taktzahl des Blogs würde ich nicht zwingend erhöhen und bitte: Schreib nicht noch längere Texte als im Upload Magazin 😉
Im Ernst, mach dir wegen dem Blog kein Stress. Es läuft bei Dir, sagt man dieser Tage im Internet. Das freut mich für dich, weil es anfangs alles gar nicht so sicher gewesen ist. Ich hoffe unsere Wege kreuzen sich demnächst mal wieder, denn in diesem Jahr habe ich selbst Jati häufiger gesehen 😀
Ich wünsche Dir für 2014 alles Gute und die nötige Weitsicht bei deinen Handlungen.
Liebe Grüße,
Kai
Mein lieber Kai,
was heißt hier „nicht noch längere Texte als im Upload Magazin“??? 😀
Ich schätze Du spielst auf den hier an: http://upload-magazin.de/blog/8153-facebook-fanpage-erfolgreich/
Vielleicht hätte ich daraus das eigentlich geplante Buch machen sollen, denn ehrlich gesagt habe ich sogar noch einen längeren Abschnitt wieder rausgenommen 😀
Dass wir uns 2014 mal wieder sehen, wäre wirklich sehr schön! Events gibt es dafür ja genügend 😉
Liebe Grüße nach Koblenz,
Falk
Ich hörte meinen Namen? 😉 🙂
@Falk: Ich kann nur wiederholen, was ich schon häufiger gesagt habe: Ich freue mich riesig für dich, dass das alles so prima läuft. Du hast es dir verdient und das ist alles nur der Anfang. Ganz eigennützig bin ich zudem begeistert, dass wir so ein großartiges Dreiergespann bei UPLOAD sind 🙂
Dann sehen wir uns als nächstes wohl in Las Vegas. Wer hätte das vor zwei, drei Jahren gedacht 😉 😀
Also: Ich wünsche dir viel Glück und Erfolg fürs neue Lebensj… äh für 2014. 0:)
Na hoffentlich verzocken wir UPLOAD nicht in Vegas 😀
Deine Pläne für 2014 sind ja auch nicht ohne und ich wenn ich so an Dein 2013 zurückdenke, also an den mir bekannten Teil, dann war es für Dich auch eine ziemlich wilde Fahrt. Schön, dass wir einen Weg gefunden haben, gemeinsame Erlebnisse in digitaler und analoger Form zu haben. Es war ja nur eine Frage der Zeit…
Ich hoffe sehr, dass Dich Dein digitales Nomadentum auch 2014 so erfüllt und wünsche Dir viel Glück – den Erfolg wirst Du eh haben 😉
Bis Vegas… (wave)