Lesen scheint heutzutage komplett überbewertet zu sein. Nein, damit sind nicht etwa Bücher zum in die Hand nehmen gemeint, sondern vielmehr Artikel im Internet. Bei Twitter wird beispielsweise hemmungslos geretweeted, ohne das der Tweeter oder die meisten der Retweeter einen Artikel überhaupt gelesen hätten. Stimmt die Überschrift auch nur halbwegs und erweckt somit die Gier nach Retweets, greifen viele Twitterer beherzt zu und feiern sich selbst, wenn die Follower ihn mit einem Retweet bedenken – ebenfalls ungelesen versteht sich.
Natürlich eignet sich auch diese Überschrift wieder für die RT-Jäger und ich war ehrlich gesagt einen kurzen Moment versucht das übel auszunutzen. Warum nicht mal eine typische RT-Headline hernehmen und dann dahinter einen leeren Blogpost zu verstecken? Könnte mir zwar gefallen, ändert aber wohl leider nichts und einen Mehrwert bietet es auch niemanden. Und darum sollte es doch eigentlich nach meiner Auffassung bei Twitter immer noch gehen, oder?
Warum empfiehlt man seinen Kontakten Inhalte, die man selbst gar nicht kennt?
Nennt mich gerne einen Naivling, aber dieses sinnlose Retweeten geht mir ganz gehörig auf die Nerven. Da schreibt man einen Artikel, in den man nicht eben wenig Zeit investiert hat und schickt ihn über Twitter in die digitale Welt und schon nach wenigen Sekunden kommen die ersten RTs. Also so schnell kann nicht mal Data lesen (die TNG-Fans wissen was ich meine). Toll ist es natürlich auch, wenn dem RT noch ein sinnbefreites #Trend oder #Aha! vorangestellt wird. Noch ärgerlicher sind dann aber die Tweets, die es sich herausnehmen einen Artikel nur anhand seiner Überschrift zu beurteilen, ohne ihn auch nur ansatzweise gelesen zu haben.
Twitter ist tot!
Für mich hat Twitter damit seinen Höhepunkt überschritten und mir macht es mittlerweile deutlich weniger Spaß den Dienst zu nutzen. Besonders ärgerlich dabei: Oft sind es fehlende Innovationen, technische Probleme oder ein übermächtiger Konkurrent, die zum Scheitern einer Idee führen – Twitter wird aber von den Nutzern getötet!
Ich werde Twitter weiter nutzen, aber mehr aus sentimentalen Gründen. Ich habe mich hier immer sehr wohl gefühlt und es gibt ja auch noch die echten Twitterer, die ihren Followern einen Mehrwert bieten und mit anderen konstruktiv diskutieren. Die vielen mehrwertlosen Lautsprecher brauche ich allerdings nicht.
Wie seht ihr die Entwicklung bei Twitter? Übertreibe ich oder seid ihr gar selbst schon weg?
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